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Die Inquisition

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Vorwort

Nachdem die Kirche auch dank staatlicher Hilfen ueber die alten Kulte gesiegt hat, nachdem der gekreuzigte Gott all die anderen Goetter verdraengt hat, nutzt man die neue Machtposition dem noch verbliebenen Heidentum gegenueber schamlos aus. Nichts scheint die Christen daran zu erinnern, das sie selbst einst Opfer von Verfolgung waren. Ungeachtet aller Predigten von Liebe und Barmherzigkeit macht man die eigene christliche Konkurrenz zu Ketzern und vorallem die Bewahrerinnen des alten Wissens um die alten Kulte zu Hexen. Der gehoernte Gott Enunnos wird zum Satan, dem die Nachfolgerinnen der heidnischen Priesterinnen mit schauerlichen Ritualen huldigen. Einst Heilerinnen und Wohltaeterinnen werden in der Hauptsache die weisen Frauen zu unheilbringenden Zauberinnen, die Milch verderben und Kinder morden. Das Christentum sieht in der Frau die Erbsuenderin die auf Geheiss des Teufels Adam verfuehrte und dafuer auf ewig dem Manne untertan zu sein und Busse zu tun hat. Jeder andere Glaube, der den Frauen gesellschaftlichen Stellenwert einraeumt ist Ketzerei. Jedes Wissen der Frau ist Hexenkunst. Dies alles zum Wohle der Menschheit zu bekaempfen, schafft die katholische Kirche die wohl grausamste Institution der Menschheitsgeschichte - die Inquisition.

Die Anfaenge

Auf Bibelzitate aus den Buechern Moses und den Paulusbriefen gestuetzt, erschafft man sich das Recht zur systematischen Ausrottung all dessen, was nicht ins Konzept der wahren Glaubenshueter passt. Die Inquisitoren des zu diesem Zwecke eigens von der Paepstlichkeit geschaffenen Dominikanerordens machen vor nichts halt. Nachdem man in Mordbrennereien wie den Albigenserkriegen zunaechst die eigene Konkurrenz beseitigt, kreiert man ein pathologisches Schauerbild der weisen Frau als boese Hexe, die ihr satanisches Heidenwissen nutzt, den Menschen Schaden zuzufuegen. Fuer diese Taten muss sie haerter gestraft werden, als fuer jedes andere Verbrechen. Da es eilt, die Ausbreitung der teuflischen Herrschaft zu verhindern, gelten fuer ihren Prozess verschaerfte Richtlinien, die als einer schnellen Rechtsfindung dienlich angesehen werden. Zu diesen gehoeren verschaerfte Kerkerhaft und Folter. Die Hexenfindung zu erleichtern, kreiert man Hexenproben und verspricht Denuzianten reiche Belohnung. Die Tatsache, das ein Denuziant ein Drittel des Vermoegens der Hexe, die Inquisition selbst den Rest davon erhielt, laesst ahnen, das man sich das Christenvolk mit Fleiss bemueht, Hexen zu denuzieren und das die Inquisition sich mit ebensolchem Fleiss bemueht, diese zu verurteilen und hinzurichten.

Der Hexenhammer

Im Jahr 1487 veroeffentlichen die Inquisitoren Kaufmann und Sprenger den "Hexenhammer", ein dreigeteiltes Buch, dessen erster Teil die Existenz der Hexen nachweisst. Im zweiten Teil wird ihr Treiben und Wirken beschrieben und der dritte Teil schliesslich gibt exakte Anweisungen zur Prozessfuehrung. Kein anderes Buch ist in gleicher Weise von krankhaftem Frauenhass gepraegt wie dieses Machwerk. Ungeachtet der Tatsache das gegen beide Autoren kirchliche Verfahren wegen Dokumentenfaelschung, sowie Unterschlagung von Ablassgeldern und Kirchengeraet laufen, erscheint der Hexenhammer bis zum Jahr 1609 in 29 Auflagen. Er wird zum Standardwerk der Prozessfuehrung.

Die Hexenfindung

Die Suche der Hexenjaeger beginnt in der Regel bei den Hebammen. Da sie mit der Geburt als Folge suendigen Geschlechtsverkehrs betraut sind, muss hier der Teufel am ehesten Einzug halten. Nach und nach finden sich jedoch im betroffenen immer mehr Hexen, bis oftmals alle Frauen eines Dorfes schliesslich vor den Richtern stehen. Eines der Mittel Hexen ausfindig zu machen ist die Wasserprobe. Die Haende der mutmasslichen Hexe werden ueber Kreuz an die Fuesse gebunden. Die so Gefesselte wirft man an Seile gebunden ins Wasser. Geht sie unter, ist sie zumindest unschuldig gewesen, schwimmt sie, ist sie eine Hexe. Dem zu Grunde liegt die Annahme das Hexen fliegen und daher leicht sein muessen, sowie die These, das die Reinheit des Wassers das teuflische Fleich abstosse. War die Hexe gefunden, so wurde sie vor das kirchliche Gericht gestellt.

Prozess und Hinrichtung

Das Hexenverbrechen beinhaltet gleich mehrere Tatbestaende: Die Gotteslaesterung durch das Buendnis der Hexe mit den Teufel; Sodomie durch die Buhlschaft mit dem Teufel, der nach kirchlicher Definition kein Mensch ist; Zauberei; und schliesslich Ehebruch bei verheirateten Hexen durch den Beischlaf mit dem Satan. Die Verbrechen gelten als kirchlich und weltlich in gleichem Masse. Nicht das Gericht muss dabei den Angeklagten die Schuld, sondern die Angeklagten dem Gericht ihre Unschuld beweisen. Dabei war es dem Kirchengericht freigestellt Zeugen zu akzeptieren oder abzulehnen. Der Prozess beginnt mit dem Verhoer, bei dem die Hexe ein Katalog von Suggestivfragen mit Ja oder Nein beantworten muss. Gesteht die Hexe, so wird sie zum Tode verurteilt. Beteuert sie ihre Unschuld, so wird sie zunaechst oft jahrelang eingekerkert. Schliesslich erpresst man ihr Gestaendnis mit der Folter. Dabei setzt nach dem Vollzug des ersten Grades, dem Zeigen der Instrumente, und dem des zweiten Grades, den Strecken, der dritte Grad der weiteren Fantasie der Folterknechte keine Grenzen. Erlaubt ist, was zum Gestaendnis fuehrt. Die nachfolgenden Bilder geben einen Einblick in die grausame Fantasie der Glaubenshueter.
Reiten auf dem Bock Brennen
Die gestaendige Hexe schliesslich, wird, getreu dem Motto, das die Kirche sich keines Blutvergiessens schuldig macht, dem weltlichen Gericht uebergeben und verbrannt. Dabei gilt das vorherige Erdrosseln oder Enthaupten als Gnadenbeweis. Hexen jedoch, denen man Kindesmord oder Hostienschaendung nachweisen konnte, wurden auf dem Weg zum Scheiterhaufen zusaetzlich verstuemmelt oder mit gluehenden Eisen gequaelt.

Das Ende

1631 aeussert der Jesuit und Hexenbeichtvater Friedrich von Spee oeffentliche Zweifel an den Praktiken der Hexenjaeger. Annonym und ohne Druckerlaubnis veroeffentlicht er die Schrift "Cautio Criminalis", in der Rechtswidrigkeit und Unmenschlichkeit der Prozessfuehrung angeprangert werden. Er beklagt die Einfalt der Fuersten und Bischoefe und fordert ein Ende der Prozesse. Nachdem selbst der Reformator Martin Luther noch von der Rechtmaessigkeit der Hexenprozesse ueberzeugt war, werden mehr als 50 Jahre nach der Schrift des von Spee auch unter den Protestanten kritische Stimmen laut. Schliesslich erlochen die Scheiterhaufen allmaehlich im aufkommenden Zeitalter der Aufklaerung. Die letzte legale Hinrichtung auf deutschem Reichsboden fand 1775 in Kempten statt.

Bilanz

Nachdem 450 Jahre Hexenverfolgung das Leben Tausender mehrheitlich weiblicher Unschuldiger gefordert haben, sieht die Kirche bis zum heutigen Tag keine Notwendigkeit einer oeffentlichen Entschuldigung. In kirchlichen Geschichtsbuechern und auch im Religonsunterricht wird das Thema nahezu totgeschwiegen. Kann man die Hexenverfolgung nicht leugnen oder bagatellisieren, so wird sie selbst jetzt noch verteidigt. Der katholische Dogmatiker von Petersdorff zum Beispiel betrachtet das Morden als "die Massnahme der heiligen Kirchen in der Hexenfrage" und als "Verteidigung". Die Inquisition nennt er einen "Akt der Notwehr". Erst vor wenigen Wochen hat der Papst einen Teil der Kirchenakten zur Inquisition fuer Geschichtsforscher geoeffnet. Trotzdem hat man auch 1998 sichtliche Probleme mit der Vergangenheitsbewaeltigung. Nur wenige Vertreter der Kirche sind bis heute zum Kontakt und zur Diskussion mit den Heiden faehig. Immerhin ein Anfang ! Man muss sehen, was daraus wird !

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Letztes Update: 6 Maerz 98

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