Kirche und Heiden - Heute

Die heutige Zeit

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Petersbrunner Kapelle - Rueckseite
Nocheinmal die Kapelle in Petersbrunn. An der Rueckseite sieht man allzu deutlich,
den Unwillen der Quellgoettin, sich dem Diktat des Christengottes zu unterwerfen.
Jedes Jahr wird die Kirche trocken gelegt, um ihre Zerstoerung zu verhindern,
doch immer dringt das Wasser der Quelle erneut in die Mauern den fremden Gott
wieder zu entfernen.

1998 - Nur noch ein Drittel aller Deutschen ist Mitglied einer christlichen Kirche. Die Kassen der staatlich gefoerderten Gottesdiener werden mit jedem Tag leerer. Stattdessen schiessen Hexenkonvente und Druidenorden wie Pilze aus dem Boden. Mehr den je boomt der Markt esoterischer Buecher und selbst das Internet besitzt mit der Avatarsearch eine eigene Suchmaschine nur fuer heidnische Seiten. Allen staatlichen Anfeindungen zum Trotz beginnen die neuen Heiden sich in Verbaenden zu organisieren. Hexen suchen heute per Annonce nach Gleichgesinnten fuer die Hainfestrituale und die Stadt Muenchen akzeptiert inzwischen das Druidentum als Religion.

2000 Jahre hat man es totgeglaubt, das Heidentum. Druiden- und Hexenverfolgung haben tausende Opfer gefordert, die Heidenmissionierung hat ungezaehlte Haine entweiht, Eichen gefaellt und Tempel zerstoert und doch lebt er mehr den je, der Glaube an die alten Goetter. Jeden Tag finden mehr Menschen zu den Religionen ihrer Vorfahren. Heidentum ist hoffaehig geworden und man beginnt sich zoegerlich an den Anblick der heidnischen Priesterschaft zu gewoennen. Hier im Haus gafft inzwischen niemand mehr, wenn ich mit Ritualgewand die Treppe heruntergehe und auch in der U-Bahn werden die Leute immer seltener, die dumme Bemerkungen fallenlassen. Immer oefter zeigen Fernsehsender Bilder von Ritualen oder laden die neuen Heiden zum Gespraech ein. Stillschweigend integrieren sich die Andersglaeubigen in die moderne Gesellschaft.

Alleine die Politik tut sich schwer mit dem neuen alten Kulturgut. Zu gerne verweisst man Heiden aus den eigenen Reihen - versucht sie mit Schikanen an den rechten Rand zu draengen, um sie als Neo-Nazis abwerten und verfolgen zu koennen. Man macht es sich einfach dabei, den Vorurteile ersparen den Dialog und helfen aus der Angst vor fremden, unbekannten Glauben mit seinem fuer Unwissende mitunter beaengstigenden Geister- und Ahnenkult. Die Angst vor dem teuflischen, alten Opferglauben beherrscht, von der Kirche geschuert, die Gemueter der Ewiggestrigen. Mit ebenso hirnlosen wie gefaehrlichen und unqualifizierten Gesetzentwuerfen versucht man, die geliebte alte Ordnung krampfhaft vor der Erneuerung zu schuetzen, waerend einem das Imperium der etablierten Kirchen unter den Haenden hinwegbricht.

So klammert sich ein Bundesland entgegen dem Entscheid der Grundgesetzhueter verbissen an das Kreuz im Klassenzimmer, waerend ein immer groesserer Teil der Bevoelkerung um die Beltanefeuer tanzt, im Esoterikladen ein- und ausgeht oder die Vortraege der neuen Heidenpriester besucht. Wuerde man all die neuen Heiden als psychotische Spinner in Kliniken sperren, so waere fuer echte Geisteskranke wohl inzwischen kein Platz mehr. Selbst Verlagshaeuser der Kirchen drucken kistenweise Buecher ueber Hexen und Druiden, waerend an Sonntagen die Pfarrer von den Kanzeln herunter gegen deren unglaeubige Leser wettern. Der Krieg zwischen dem ewig Guten und dem vermeintlich Boesen ist laengst in vollem Gange, den anders, als die Kirche hat er etwas Entwaffnendes an sich, dieser neue alte Glaube: seine Spiritualitaet !

Waerend die Kirche ihre Schaefchen von der Wiege bis zur Bahre zum rechten Weg erzieht, finden Wicca, Keltoi, Asatru und andere den Weg zu ihren Goettern ohne fremdes Zutun. Oft erkennt ein Druide erst nach beinah 20 Jahren Lehre seinen Glauben und seine Goetter als keltischen Ursprungs. Die Goetter der Heiden offenbaren sich den Menschen, waerend der Gott der Christen darauf wartet, das der Mensch zu ihm finden moege. Und so waechst er den, der Frust in den Kirchenbaenken ueber das eigene Leid, den mangelnden goettlichen Beistand und die strengen Karfreitagmienen der Christenpriester, die mit erhobenem Zeigefinger weitere Entbehrungen fordern anstelle Trost und Hilfe zu spenden. Der Weg in den Himmel ist steinig und freudlos und allein die Angst vor dem Qualen der Christenhoelle macht ihn ueberhaupt ertraeglich.

Das alles kann einfach nicht konkurrieren mit der offenen Froehlichkeit heidnischer Feste, mit den stimmungsvollen Ritualliedern und der permanenten Aufforderung zur Teilnahme am Geschehen, die die Menschen in die Rituale miteinbezieht - ihnen die Moeglichkeit zur Selbstverwirklichung offenbart. Das perfekte Bild vom frommen, demuetigen Christen passt einfach nicht zum Leben des ganz normalen Menschen mit all den Fehlern, die die Kirche Suenden nennt. Busse und Suendenvergebung sind kein Ersatz fuer menschliche Waerme und den Beistand Mitglieder eines Heidenzirkels. Schuldgefuehle ersetzen niemals die Freude eines gelungenen Rituales und die protestantische Vorstellung von der Totenauferstehung am Ende der Welt erzeugt schiere Existenzangst, im Gegensatz zum Wissen um das Leben in der Anderswelt und die Wiedergeburt.

Die Kirche hat ein Problem und anstelle es zu loesen, setzt sie meist alles daran, die ungeliebte Konkurrenz zu eliminieren. Das es auch anders geht, zeigt meine inzwischen tiefe Freundschaft zu den Mitgliedern der katholischen Jugendgruppe eines Klosters und den Priestern der Klosterkirche. Nirgendwo zeigt sich deutlicher, dass Druidentum und Katholizismus keine Gruende fuer eine Todfeindschaft sein muessen. Im Gegenteil: Beides kann einander nuetzlich sein. Es kostet eben Ueberwindung aufeinander zuzugehen und genau diese fehlt den Ewiggestrigen, die heute wieder nach der Inquisition rufen. Wuerde man wirklich Toleranz und Naechstenliebe praktizieren, statt mit Kriegsgeschrei gegen Andersglaeubie zu Felde zu ziehen, so waere die Kultur beider Gruppen fuer die jeweils andere ein Gewinn. Solange jedoch kein Wind den Staub aus den Kirchengremien weht, solange bleiben Hass und erbitterte Feindschaft die Kennzeichen dieser Beziehung.

Moegen die Goetter allen eine gluecklichere Zukunft spenden !

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Last Update: 6 May 98

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